David Uhr, Geschäftsführer der Railflex GmbH Warum muß die Kalkbahn pfeifen? Die Antwort ist ganz simpel: Damit die Straßenverkehrsteilnehmer bzw. Wegebenutzer die an einen Bahnübergang herannahenden Züge rechtzeitig hören können und anhalten. Nach einem Unfall an irgendeinem Bahnübergang heißt es häufig in der Presse: „… an einem ungesicherter Bahnübergang….“ In Wirklichkeit ist jeder Bahnübergang gesichert, wobei man zwischen technisch gesicherten bzw. nicht-technisch gesicherten Bahnübergängen unterscheidet. Die Ankündigung des Bahnübergangs an den Wegebenutzer erfolgt durch die Straßenverkehrzeichen 150 oder 151 sowie den Zeichen 159 bis 162. Wie wichtig und unverzichtbar diese Pfeifsignale sind, zeigt der Unfall vom 20.06.2005 bei dem ein Traktorfahrer das Pfeifen eines Zuges auf der Kalkbahn überhörte(!), woraufhin der 2.200 t schwere Zug mit dem Traktor zusammenstieß. Wie durch ein Wunder wurde niemand verletzt. Allein im Jahr 2000 kamen an Bahnübergängen der DB AG 74 Menschen ums Leben. Bezieht man alle Schienenübergänge ein, auch die der Straßenbahnen, starben 91 Menschen, 431 Menschen wurden schwer verletzt (Quelle DVR). 97% aller Unfälle an Bahnübergängen lassen sich auf das falsche Verhalten der Straßenverkehrsteilnehmer bzw. Wegebenutzer und somit auf Punkt 3 der Sicherheitskette zurückführen. So glauben viele Autofahrer, dass sie bei rotem Blinklicht den Bahnübergang noch überqueren dürfen. Richtig ist jedoch ob blinkend oder Dauerlicht: Rot ist Rot und Rot bedeutet Anhalten! Das Andreaskreuz bedeutet „dem Schienenverkehr ist Vorrang zu gewähren“. Nicht ohne Grund ist von Vorrang und nicht Vorfahrt die Rede. Züge haben einen im Vergleich zum Straßenverkehr sehr langen Bremsweg und können nicht ausweichen. Oft ist zu beobachten, dass beispielsweise bei Rückstau auf dem Bahnübergang gehalten wird, oder Halbschranken noch schnell überfahren werden. Autofahrer neigen dazu, Erfahrungen aus ihnen bekannten Bahnübergängen auf fremde Bahnübergänge zu übertragen. Hier lauert größte Gefahr. Denn während bei dem einen Bahnübergang es noch 3 Minuten dauern kann bis der Zug kommt, ist er bei einem anderen Bahnübergang bereits 10 Sekunden später da. Die Anwohner der Kalkbahn sollten sich freuen, wenn sie einen Zug pfeifen hören. Denn er leistet einen großen Beitrag zum Umwelt- und Klimaschutz. Schließlich müssten sonst statt eines Zuges auch 80 Lkw an ihren Häusern vorbei fahren. Au-ßerdem gehört die Kalkbahn seit 1903 zum Bild des Angertals, sodass allenfalls die mehr als 104 Jahre alten Anwohner das Angertal ohne das Pfeifen der Züge kennen können. Wer erst 103 oder noch jünger ist und an der Angertal- bzw. Kalkbahn wohnt, hat seine Wohnortwahl an der Eisenbahnstrecke gut gewählt. |
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